2007 ff.:
Digitalisierung aller Bildquellen zu Walter Trier und Erstellung eines kritischen Gesamtverzeichnisses.
Das ehemals sehr umfangreiche Gesamtwerk konnte nur durch jahrelange Recherche aus weit verstreuten historischen Dokumenten und Primärquellen, die an verschiedensten Orten archiviert oder in Privatbesitz befindlich sind, zusammengetragen und mühsam rekonstruiert werden.
Denn aufgrund des schnelllebigen Genres (Buch- und Zeitungsgrafik), der Vertreibung des Künstlers aus Nazi-Deutschland und erheblichen Kriegsverlusten sind nur noch ca. 90% der ursprünglichen Arbeiten im Original bzw. Künstler-Nachlass erhalten.
Dank der Aktivitäten und Publikationen des Walter Trier-Archivs und dessen ununterbrochener Präsenz im Internet tauchen in letzter Zeit immer wieder Arbeiten auf, deren Echtheit zu überprüfen ist und die anschließend in das Gesamtwerk eingeordnet werden müssen.
2008:
Ausstellung "Ich habe mir ein eigenes Bild gemacht ..."
Im Laufe des Lebens des Berliner Karikaturisten Paul Labowsky, der seine Arbeiten zeitweilig mit "KAY" signierte, kamen einige tausend Karikaturen zusammen, die seit ihrem Erscheinen in der Berliner Tagespresse nie mehr zugänglich bzw. zu sehen waren.
2008 wurden erstmals rund 90 politische Arbeiten aus den Jahren zwischen 1950 und 1980 herausgesucht und in der Universitätsbibliothek von Bielefeld wieder der Öffentlichkeit präsentiert.
Thematische Schwerpunkte waren einerseits der Kalte Krieg, die Kuba-Krise und der Vietnam-Krieg, andererseits die bundesrepublikanische Innenpolitik und die besondere Insellage Berlins.
Zu dieser Ausstellung entstand in Kooperation mit Siegfried Eckert (Grafik, Druck und Technik), Dr. Lutz Köster (Verwaltung und Organisation) sowie Dr. Antje Neuner-Warthorst (Bildauswahl und Texte) ein kleines Begleitheft, das gegen eine Schutzgebühr von 5,-- € erhältlich ist.
2009:
Herausgabe eines bis dato unveröffentlichten Bilderzyklus' von Walter Trier.
Wie aktuell Trier auf dem Buchmarkt anzusiedeln ist, zeigte eine Neuerscheinung im Hamburger Cecilie-Dressler-Verlag.
Nach 60 Jahren fand sich ein Dichter im passenden Format, der Triers Bilder mit kongenialen Versen versah: Harry Rowohlt, "der berühmteste deutsche Übersetzer, Erfinder von 'Pooh's corner' und Vorlesekünstler" ("Die Zeit", 23.03.05). Angesichts von Triers graphischer Vorgabe haben sich Autor und Verlag die größte Mühe gegeben ... und das Resultat gibt ihnen absolut Recht: Das Buch ist (um beim Thema 'Meeresbewohner' zu bleiben) eine echte Perle!
In den 1940er Jahren, also während des Exils in England, zeichnete Walter Trier die Illustrationen für ein Kinderbuch mit dem Titel "Der lustige Dampfer".
Die Geschichte hatte der Illustrator vollkommen eigenständig entwickelt, also ohne Zutun eines Auftraggebers, Verlegers oder Autors. Ein ebenso unorthodoxes, wie wagemutiges Vorgehen für einen Zeichner im Exil - und deshalb geradezu typisch für den selbstbewußten und eigensinnigen Künstler namens Trier, der sich nie als ein dem Autor nachgeordneter Zeichner empfand. Auch nicht während der enorm schwierigen Zeit der Emigration.
Wie schon viele Jahre zuvor zeichnete Walter Trier in London die komplette Bebilderung für drei Kinderbücher - mit Vorsatzpapier, Vignetten und Titelei: "Jolly Picnic", "Jolly Families" und "The Jolly Steamer" (sic!). Diese "Jolly"-Bilderbuchreihe sollte den englischen Kindern die Tiere der Heimat, der Fremde und des Meeres anschaulich vor Augen führen. Gemeinsam mit dem Verlegerfreund Kurt Maschler (erst "Williams Verlag", dann "Atrium Verlag" und "Atrium Press") fanden sich recht rasch zwei englische Autoren für die ersten beiden Bücher der "Jolly"-Reihe. Einzig für den letzten Band mühte man sich vergeblich. Am Ende des Zweiten Weltkrieges stand den Menschen nicht gerade der Sinn nach romantischen Bildern, die die Kinder in eine heil(sam)e und friedfertige Tierwelt – Triers Gegenentwurf zur kriegerischen Realität - entführen sollten.
Als Erich Kästner 1947 - nach fast zehn Jahren kriegsbedingter Zwangspause - wieder Kontakt zu "seinem" Zeichner aufgenommen hatte und die Zusammenarbeit mittels der "Konferenz der Tiere" und dem "doppelten Lottchen" wieder florierte, scheint der Buchkünstler Trier einen erneuten Versuch gewagt zu haben, seinen "ollen Steamer" doch noch zu veröffentlichen - vielleicht sogar mit Hilfe des Dichterfreundes. Triers überraschender Tod im Sommer 1951 und Kästners anschließend verzweifelte Suche nach einem adäquaten Nachfolger scheinen diesem Projekt dann allerdings das (beinahe) endgültige Aus bereitet zu haben. Die nach München geschickten Bilder wurden vergessen und gelangten schließlich nach dem Tode Kästners in den Nachlaß dessen langjähriger Lebensgefährtin Luiselotte Enderle. Wo sie für viele Jahre in einen Dornröschenschlaf fielen.
Doch die seit 1998 betriebene Aufarbeitung des Gesamtwerks von Walter Trier führte zwangsläufig auch zu den Nachlässen von Erich Kästner und Luiselotte Enderle. Und so kam dieser hinreißende Bilderzyklus nach über einem halben Jahrhundert aber dann doch wieder ans Tageslicht. Und eine bessere Wahl als Autor hätte auch Trier nicht finden können. So titelte die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" am 29. August 2009 ganz zutreffend: „Glückliches Paar: Harry Rowohlt verdichtet Triers Bilder“.
Wenn man dann noch bedenkt, dass dies alles unter dem Dach von Walter Triers 'Hausverlag' realisiert wurde, der einstmals von Kurt Maschler geleitet worden war und der noch viel früher für die Verbreitung von "Winnie-dem-Pu" im deutschsprachigen Raum von Edith Jacobsohn überhaupt gegründet worden war – für dessen Siegeszug in Deutschland wiederum die geniale Neuübersetzung von Harry, dem Rowohlt, verantwortlich zeichnet – dann beginnt man an glückliche Fügungen zu glauben oder freut sich einfach nur an der Vollendung eines vor über 50 Jahren begonnenen perfekten Projektes ... und wartet sehnsüchtig (wenn auch wohl leider vergeblich) auf die deutschen Erstausgaben der beiden ersten "Jolly"-Bücher.
Offener Brief zum Tode von Harry Rowohlt
am 15. Juni 2015
Lieber Harry R.,
ich möchte für die damals unglaublich schnelle Zusage danken, für die völlig unkomplizierte Zusammenarbeit, für zahlreiche Briefe und einige (nun: viel zu wenige!!!) unvergessliche Telefonate - und für das zu nachtschlafender Zeit ratternde Faxgerät. (Das brauchen wir jetzt wohl nicht mehr ...)
Wir wollten uns doch noch - möglichst in diesem Jahr - sehen ...? Umsomehr gilt der Satz: Solch einen Typen wie Dich, hätten wir doch noch so gut gebrauchen können.
Antje N-W
2015:
Teilnahme an der Fachtagung "Visuelle Satire. Deutschland im Spiegel politisch-satirischer Karikaturen und Bildgeschichten", die anläßlich der Verleihung des Wilhelm-Busch-Preises an Hans Traxler vom 15.-17. September 2015 in Oberkirchen und Stadthagen stattfand, mit dem Vortrag "Kalte Krieger und Wendehälse. Humor im Angesicht der deutschen Teilung".