Walter Trier wird bis heute wegen seiner wundervollen Kinderbuch-Illustrationen geliebt, Künstlerkollegen schätzten von Beginn seine treffenden Karikaturen.

 

Aufgrund seiner vielen Zeichnungen und Gouachen galt der Maler und Graphiker Walter Trier bereits bei den Zeitgenossen als "Star" auf seinem Gebiet und er war, wie Erich Kästner rückblickend schrieb, sogar schon als junger Künstler auch beim breiten Publikum "längst berühmt". Doch erst mit dem Cover für Erich Kästners Kinderroman "Emil und die Detektive" hat er seinen festen Platz im kollektiven kulturellen Gedächtnis erlangt.

 

Jene Titelgraphik entstand 1929 in Berlin und begann von dort aus ihren Siegeszug um die Welt. Seit vielen Jahrzehnten wird das markante Motiv als "Ikone" der modernen Buchillustration bezeichnet und in der Tat gibt es kaum einen Leser, der nicht schon als Kind fasziniert von dem knallgelben Bucheinband war und der sich als Erwachsener nicht gut und gerne an diese Zeit und Lektüre zurückerinnert. Spätestens also mit diesem weltberühmt gewordenen Bild war es Walter Trier gelungen, sich in die Köpfe von Millionen hineinzuzeichnen und er bezaubert die Menschen bis heute.

 

Dieses Cover ist aber auch längst zu einem Meilenstein in der europäischen Kunstgeschichte geworden und sein Schöpfer wird als wichtiger Exponent des 'Grotesken Realismus' - einem von Walter Trier vertretenen, genuinen Seitenzweig der Neuen Sachlichkeit - betrachtet.

 

Robert Gernhardt hat das 2006 so formuliert: "Derart reduzierte Gegenständlichkeit auf dermaßen bedrohlich leerem, sonnenbeschienenen Platz läßt an einen großen Anreger, an Giorgio de Chirico denken." Man kann getrost hinzufügen: Die irreale und äußerst expressive Farbigkeit des gelben Trottoirs erinnert an die Arbeiten gleich einer ganzen Reihe von Zeitgenossen, etwa an die Expressionisten Franz Marc und Ernst Ludwig Kirchner oder an den etwas älteren Schweizer Ferdinand Hodler und den Norweger Edvard Munch.

 

In seinem dem Realismus verpflichteten Zeichenstil steht Trier zudem in der ruhmreichen Tradition von Honoré Daumier, Gustave Doré, Wilhelm Busch oder Lyonel Feininger - auch wenn er stets seinem ganz eigenen, unverwechselbaren Stil treu geblieben ist.

 

Leider kann man bis in die neuesten Buchausgaben des "Emil" hinein nur etwas über den berühmten Autor lesen; vom Zeichner erfährt der interessierte Leser gerade einmal den Namen - mehr nicht! Das ist sehr schade, denn nicht nur das Werk, auch das Leben dieses Zeichners haben eine Menge Überraschungen zu bieten.

 

So bleibt nach dieser Vorrede an dieser Stelle nur - um bei einem von Walter Trier so sehr geliebten Genre zu bleiben - wie ein Zirkusdirektor in der hell erleuchteten Manege dem spannungsgeladenen Publikum entgegen zu rufen: Sehen Sie! Staunen Sie!

 

Cartoons - Book Illustrations - Advertising. A Summary by Siegfried Eckert

 

The caricaturist and illustrator Walter Trier has remained known until today mainly for his colourful children's book illustrations. For four generations, the charm of his drawings as well as the strong colour have been appreciated. It speaks for the quality of Walter Trier‘s book illustrations, especially the successful relation between text and picture, that the books have been appearing in almost unchanged presentation until now. However, these illustrations are only a small part of his work. What Walter Trier also painted and signed, completely forgotten for decades, has been revived in the general interest.

 

This can be seen by the interest shown in this homepage, the rising numbers of eager visitors to exhibitions of his work in recent years and the steadily growing press resonance in "Die Zeit", "Süddeutsche Zeitung" and "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Der Tagesspiegel" and even in the "BILD"-Berlin supplement.

 

The homage published by Robert Gernhardt just before his death in the July 2006 issue of "Weltkunst" remains unparalleled and unforgotten: "Mrs. Lene dances with bananas. Six good reasons to love and esteem the funny artist Walter Trier".

 

"Der lustige Dampfer", a new release by the Cecile Dressler publishing company in autumn 2009 shows how highly topical Trier is viewed in the book market. After a good 60 years, a writer of suitable stature was found, who was able to match Trier's illustrations with brilliant verses - Harry Rowohlt, "the best-known German translator, inventor of Pooh's Corner and reading artist" - ("Die Zeit" 23.03.2005). After seeing Trier's graphic originals, both author and publishing company went to the greatest trouble and the result does full justice to this. Keeping to the picture book subject of sea dwellers, this book is a real pearl!

 

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