Zwischen all die vielen bunten, unterhaltsamen und lustigen Bilder von Walter Trier muss ich leider dieses ernste Statement schalten. Es geht um das leidige Thema "Urheberrecht" bzw. die sogenannte "Gemeinfreiheit" von Walter Triers Arbeiten.
Anlass sind Anfeindungen und einige fiese Gerüchte, die seit Jahren verbreitet werden und von denen ich erst jüngst wieder einmal erfahren habe, daß sie immer noch kursieren oder wieder in Umlauf gebracht werden.
Regelmäßiger Aufreger ist der von mir hin und wieder platzierte Hinweis "Foto und Copyright: Walter Trier-Archiv, Konstanz". Daraus wird dann gemacht, daß bei Walter Trier besonders scharf gegen Urheberrechtsverletzungen vorgegangen würde.
Dieser Hinweis wird von mir dann und wann geschaltet, damit nicht allzu sorglos mit dem Recht der Besitzer von Trier-Objekten verfahren wird. Ich selbst bin nicht betroffen, denn das "Walter Trier-Archiv" sammelt nur Informationen, keine Objekte. Ich muß nur Sorge dafür tragen, daß mit den Informationen, die mir vertrauensvoll für meine Arbeit gegeben werden, kein Schindluder getrieben wird.
Die Besitzer sind allgemein sehr erleichtert, für diesen von mir geleisteten extrem undankbaren Job - ebenso wie zahllose noch lebende Künstler, von denen manche mich sogar schon gebeten haben, das folgende Statement alle halben Jahre zu posten ...
„Noch ein Wort zu den zuweilen kritisierten und immer wieder in Frage gestellten Copyright-Angaben bei dem 1951 verstorbenen Walter Trier. Gewiss mögen die Abdruckrechte an den in Büchern publizierten Bildern in Europa seit 2021 "gemeinfrei" sein - doch die Besitzer der Originale und der wenigen erhaltenen Druckwerke haben ebenso wie die Fotografen gleichfalls Urheberrecht-Ansprüche, die nicht missachtet werden dürfen und die immer noch laufen.
Gerade einige wenige Privatpersonen, Sammler und Forscher - eigentlich nur sie! - haben sich während all der Jahre des Schweigens und Verschwiegenwerdens um das Erinnern gekümmert.
Was mir aber zusätzlich, vor allem bei manch harsch eingefordertem kostenfreien Abdruckrecht extrem bitter aufstößt, ist die Tatsache, daß es sich bei Walter Trier um einen aus Deutschland vertriebenen und von den Nazis um seine Tantiemen und sein Vermögen betrogenen Künstler handelt, der vor und seit dieser Flucht stets um sein wirtschaftliches Überleben kämpfen musste und nie wieder so wirklich auf die Füße kam - vielleicht auch deshalb so früh verstarb.
Sein befreundeter, gleichfalls ins Exil getriebener Verleger hat dann Jahrzehntelang vergeblich um eine Wiedereingliederung Triers in die deutsche Kulturlandschaft gekämpft ... und nun, nachdem kein Geld mehr an den Urheber fließen muss, wird gern zugegriffen ...
Man darf mich nicht falsch verstehen: So sehr ich mich über das wiedererwachte Interesse freue, doch zuweilen hat das für mich die Anmutung von doppelter Ausbeutung und einen sehr bitteren Beigeschmack.
Und nur nebenbei bemerkt: Auch ich werde bei meinen Bildbänden - wie bei allen meinen bisherigen Publikationen auch - an die diversen Besitzer eine gewaltige Summe an Tantiemen bezahlen müssen, trotz meiner Forschungsarbeit, die ja erst die Grundlage für den profitablen Weiterverkauf, den Kunsthandel allgemein oder jede weitere Publikation darstellt - an denen ich selbstredend nicht einen Cent verdienen werde ...
Nur noch einmal zum Mitschreiben: Das „Walter Trier-Archiv“ ist eine seit 25 Jahren rein privat geführte und komplett eigenfinanzierte Forschungseinrichtung - ohne jede öffentliche Förderung.
Für Fördermittelanträge fehlen mir schlicht Zeit, Energie und das anscheinend dafür unbedingt notwendige Quentchen Glück. Denn ich habe es mehrmals vergeblich versucht. Seither investiere ich den Aufwand lieber in Sacharbeit.
Diese finanzielle Unabhängigkeit macht mich allerdings auch frei in der Wahl meiner Themen, Projekte, Partner und ... Worte!"
Auf den Einwand, es gäbe bei Forschungsarbeiten doch eine Befreiung von Tantiemen, muß ich leider antworten: "Um wenigstens etwas Geld mit meiner Arbeit zu verdienen, versuche ich ein möglichst breites Publikum anzusprechen, womit ich im kommerziellen Bereich angelangt bin. Also eine absolute Grauzone!"
Damit ich nicht falsch verstanden werde, ich zahle diese Tantiemen gerne (übrigens so, wie auch meine Steuern), da ich den Künstler nicht um seine Einnahmen prellen möchte. Und mag es für mich zwar stets ein Batzen sein, so ist es dennoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein für den Künstler. Mir geht es auch und vor allem um die Anerkennung der Urheberschaft und den Respekt vor der künstlerischen Leistung.
Diese ganz Urheber- bzw. Tantiemenfrage ist doch gerade im Kunstsektor extrem schief bzw. besonders schofel. Denn bei dem ganzen Geschacher versucht man doch nur den ohnehin am Hungertuch nagenden Künstlern auch noch den letzten Cent abzuwringen.
Und der Kunsthandel, der sich überall bedient - beim Künstler und bei der Forschung - ohne irgend jemanden davon zu honorieren, verdient sich dabei eine goldene Nase ...
Mit diesem Statement wollte ich auf ein grundsätzliches Problem im Kulturbereich hinweisen. Selbst bei einem so menschenfreundlichen Künstler, wie Walter Trier, ist nicht alles eitel Sonnenschein. Das zeigt allein schon sein Lebensweg und das Schicksal einiger seiner Familienmitglieder, die in den Gaskammern der Nationalsozialisten ums Leben kamen.
Aber grundsätzlich bin und bleibe ich total happy, wenn Walter Trier endlich wieder ein breites Publikum erreicht. Das - und genau das - ist mein Ziel und der Lohn meiner Arbeit.
Und dies noch in eigener Sache: Als Autorin bin ich ja schließlich auch Urheberin. ... und da bin ich selbst ein wiederholt gebranntes Kind.
Leider mehr als einmal ist es mir passiert, daß Ausstellungskonzepte angefragt und dann - selbstverständlich ohne daß ein Honorar geflossen wäre - diese unter fremdem Namen veröffentlicht wurden, ebenso daß ganze Buchmanuskripte gekapert und leicht umformuliert - auf diese Weise elegant das Urheberrecht umschiffend - von anderen Autoren in den Handel gebracht worden sind - die gleich mitgeklauten Bilder waren da stets nur ein "hübscher Kollateralschaden" ...
Gerade im Fall eines so attraktiven Künstlers, wie es Walter Trier wohl ist, und einer isolierten Einzelkämpferin wie mir, scheinen die Konditionen für feindliche Übernahmen besonders verlockend zu sein.
Ich bin weder naiv, noch dumm oder gar leichtfertig - eher wohl besonders hartleibig. Denn ich habe mich immer wieder aktiv dazu entschlossen, das Feld nicht irgendwelchen Piraten zu überlassen, sondern aktiv am Ball zu bleiben. Denn ich bin kein Einzelfall. Auch und gerade in Wissenschaft und Kunst herrscht das Faustrecht - schamlos, schonungslos, skrupellos, kombiniert mit wüsten Beschimpfungen und existentiellen Bedrohungen.
Doch im Fall von Walter Trier habe ich einen unschlagbaren Vorteil: Ich kenne nahezu alle Quellen persönlich und habe die Bilder / Bücher mit eigenen Augen gesehen; auch bin ich bestens über die wechselnden Besitzverhältnisse informiert und ich kenne die "Pappenheimer" ganz genau. (Orte, Namen und Quellen nur auf Nachfrage!)
Auch weiß ich ganz genau, wer, warum und welche Gerüchte in die Welt zu setzen versucht, um von eigenen Verfehlungen abzulenken. Die Gemeinde der wahren Trier-Freunde ist nämlich sehr klein. Wir sind sehr friedliebende, friedliche Leute und haben nur selten Lust, uns mit derart negativen Kräften zu beschäftigen.
Zu guter Letzt halte ich mich strikt an den wirklich guten und sogar kostenlos erteilten Rat eines mittlerweile leider verstorbenen, anerkannten Spezialisten in Urheberrechtsfragen, der zugleich der Besitzer der bundesweit größten Raubkopie-Sammlung war: "Regen Sie sich nicht auf. Ein Rechtsstreit ist langwierig und teuer .... Schreiben Sie in der Zeit lieber ein neues Buch. Denn das schütteln Sie doch problemlos aus jedem einzelnen Ihrer Ärmel!" - Wo er Recht hat ...